Was ist Yoga?


Der menschliche Geist wurde in seinem Evolutionsprozess durch das Licht des Bewusstseins erhellt und generiert Systeme, die die Verbesserung des menschlichen Zustands zum Ziel haben.

Es sind die Umstände, die manchmal den Ort bestimmen, an dem sich diese Systeme am deutlichsten in der Welt manifestieren.

So findet Yoga den historischen Ort seiner Geburt in Indien.

Der Suchende muss heute notgedrungen die indische Kultur durchlaufen, um den Zweck zu verstehen und die Techniken anzuwenden, die das Befreiungssystem bilden, das Yoga genannt wird. Und wenn wir "Befreiung" sagen, meinen wir Befreiung vom Joch des menschlichen Leidens, was aber für einen Hindu auch den Weg darstellt, sich aus dem Kreislauf von Saṃsāra oder Wiedergeburten zu befreien. Dieser Kreislauf ist untrennbar mit der verzerrten Sicht der Sinne verbunden, die die Auflösung der Vereinigung mit dem Leiden und den Zugang zur Erkenntnis des absoluten Selbst verhindert.

Das Wort Yoga gehört daher zur spirituellen und manchmal auch utopischen indischen Welt, selbst wenn der ursprüngliche Yoga im Grunde keine kulturellen oder religiösen Konnotationen hatte.

Der tatsächliche Ursprung des Yoga ist schwer zu bestimmen, wie die archäologischen Funde von Harrappa und Mohenjo-daro belegen, die Städte der Indus-Kultur, die der Entwicklung des vedischen Indien vorausgehen.

Der als klassisch bezeichnete Yoga hingegen erblickt das Licht in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit und gilt als einer der sechs Darśanas (oder Gesichtspunkte) des hinduistisch-philosophisch-religiösen Denkens. Dessen Kodifizierung wird bekanntlich Patañjali zugeschrieben, der das Yogasūtra oder Aphorismen des Yoga zusammentrug - ungewissen Datums, wie immer, wenn man mit der indischen Geschichte zu tun hat ...

Wie schon oft gesagt, ist Yoga ein Sanskrit-Wort, das von der Wurzel des Verbs yuj = „Joch, anjochen“ abgeleitet ist. Beispiel: Jochochsen an den Wagen binden. Man betrachte Yoga also als Disziplin, die die in der menschlichen Natur vorhandene instinktive Persönlichkeit unterjochen möchte, um sie auf viel höhere Ziele abzustimmen. Weiter unten gehe ich auf weitere Interpretationen des Stammes yui ein.

Anfänglich werden Anhänger dieser Disziplin im psychosomatischen Bereich geschult, um Geist und Körper unter Kontrolle zu bringen und eine perfekte Einheit zu erreichen, die auf tiefer Ebene auf eine einzige Idee hinarbeitet.
Sie erfahren so ein erstes Gefühl der harmonischen Verbindung, ein angenehmes Stadium, aus dem der Geist teilweise neu organisiert hervorgeht.

Abgesehen von dem vertrauteren "anjochen" hat das Sanskrit-Verb yuj fast immer andere Bedeutungen, die meines Erachtens präzise Stadien und entsprechende Bewusstseinserfahrungen repräsentieren können, wie zB. die oben beschriebene, die mit Einheit/vereinen verbunden wird, wenn es im Zusammenhang mit dem Wort Yoga steht.

Das Wort Fusion als dritter Interpretationsvorschlag stellt für den Yoga den relativ fortgeschrittenen Level von Bewusstseinserfahrung dar, der in der Regel der vollständigen Verwirklichung der psycho-physischen Vereinigung folgt.
In diesem Stadium, nachdem die dynamische Wechselbeziehung zwischen dem Selbst und seiner Umgebung erkannt wurde, wird dies auch als starke Empfindung wahrgenommen.
Das daraus resultierende Gefühl von Verbundenheit und das Erkennen von Gemeinsamkeiten lösen die letzten Widerstände und Abneigungen gegenüber Aspekten der Manifestation, auch anderen Menschen gegenüber, auf.

Die Sicht auf die Welt ändert sich an diesem Punkt. Die Worte Freund, Feind oder gleichgültig werden durch günstig, ungünstig oder neutral ersetzt, und folglich zeigt sich eine eindeutigere emotionale Stabilität.
Erinnerungen werden, insbesondere mithilfe von Meditationspraxis, ebenfalls neu organisiert und von Emotionalität befreit.
Die schwere Last, die in vielen Fällen in der bedrückenden Vergangenheit gründet, löst sich auf, und oft verschwinden auch Schuldgefühle.

Das Individuum kann sich somit einer vierten Stufe der Verwirklichung nähern, die es dazu bringt, dauerhafte Freude zu suchen und das, was jenseits des Gewöhnlichen, dh. im Transzendenten, liegt.
Unterwegs konnte er die höchste Stille erfahren und das Wesen seines Seins kennenlernen und geniessen.

Durch eine kontinuierliche Meditation über das wahre Selbst, das reines ewiges Bewusstsein und jenseits des psychosomatischen Komplexes und der weltlichen Unterdrückung ist, könnte er die Freiheit erreichen.
Im vollen Erfolg dieser Phase sollte der Praktizierende zurückkehren, um sich wieder in die Gemeinschaft zu integrieren, frei von Widerständen und mit einer sehr klaren Vision von der Realität.

Abschließend möchte ich einmal mehr behaupten, dass die Wissenschaft des Yoga das Lehren einer Methode erfordert, die die vollständige Vereinigung des Selbst anstrebt dh. die Vereinigung der in jedem von uns innewohnenden spirituellen Realität mit der universellen, dem höchsten Absoluten, von jeher beschrieben als Sat-Chit-Ananda : Sein, Bewusstsein (oder Wissen), Glückseligkeit.


Diese Vereinigung wäre der einzig wahre Yoga. Der Ausgangspunkt für diese Erfahrung.

Ein Bewusstseinszustand, in dem die Mystiker Gott begegnen und kennenlernen.

Ein Weg, vielleicht rückwärts, der das Individuum sozusagen in den Leib des Erzeugers, dh. der universellen Energie, zurückkehren und in dieser Verschmelzung seine individuelle Identität verlieren lässt.

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